Flugferien in Kroatien
Unser Mitglied Sam Clemann ist mit seiner Freundin Nadine Isenegger durch
Slowenien, Kroatien und Bosnien geflogen. Hier sein Bericht:
Wunderschöner Trip durch
Slowenien, Kroatien, Bosnien 2.8.12 bis 15.8.12
Der Flieger
Pipistrel Virus, 100PS Rotax, Cruise im Schnitt: 125KTAS

Hier der Virus mit dem Inspektor in Zagreb, nachdem wir 5h von der Grenzpolizei
festgehalten wurden, meine ID weggenommen war.

Beim Rückflug über den Wolken FL110, 117KTAS, 21kt Wind.
Die Crew
Samuel Clemann und Nadine Isenegger

...hier endlich wieder legal mit provisorischem Pass unterwegs (siehe
Bericht)! Grand Hotel Wien.
Der Bericht von Nadine Isenegger
2. August: LSZG-LJPZ (Portoroz)
Um 8.45 ging unser Abenteuer los. Wir starteten in Grenchen Richtung Süden
über die Alpen nach Slowenien. Da mich die Flugangst nicht ganz losliess,
nahm ich zu Beginn Beruhigungs- und Reisetabletten.
Auf 7500ft nach Locarno gab es fast kein Weiterkommen, schlechte Sicht,
über und unter uns few bis broken Kumuli. Ein kurzer Wolkeneinflug
zwang uns sogar eine 180 Grad Umkehrkurve zu machen. Statt in Locarno
zu bleiben entschieden wir uns, durch ein Wolkenloch auf FL125 zu steigen
und VFR on Top bis kurz vor Padova zu fliegen. Im Luftraum Alpha ... war
kein Problem, nachdem Sam gefragt hatte. Nun wurde mir bewusst, dass die
Einnahme der Tabletten sich stets bewährte. Nach der ganzen Aufregung
schlief ich ein

VFR on top, FL125
Wir wussten, dass das Wetter weiter südöstlich perfekt sein
würde...das war es auch. Auf 2000ft neben Venedig, unter uns erstaunliche
Landschaftsbilder...

Padova-Venezia
Später Strände soweit das Auge reichte, leider die meisten
voll Touristen. Wir flogen zum Glück über Italien hinaus nach
Slowenien, Portoroz. Der Approach führt über den Einflugpunkt
Papa November 1, das Dorf Piran, welches uns gleich ins Auge stach.

Einflugpunkt PN1, das Dorf Piran
Wir beschlossen kurzer Hand, nach der Landung nach Piran zu gehen anstelle
Potoroz. Begrüsst wurden wir mit einem Glas Slivovic (Landesschnaps).
Ins Dorf Piran gelangten wir bequem mit dem Airportbus.
Es ist sehr empfehlenswert! Zwar Felsige Strände, aber glasklares
Wasser, sehr guter frischer Fisch und nette Leute. Das Städtchen
ist wunderschön. Enge Gassen ähnlich wie Venedig ... nur ohne
Kanäle. Wir genossen das Nachtleben mit einem Spaziergang zur Burg,
am Meer entlang und im Fischrestaurant bei 26 Grad Celsius.
Portoroz Landetaxe inkl. Slivovic und Flughafentaxi: 23Euro!
Einflug nach Kroatien. 3.8.12
LSPZ-LDZA (Portoroz-Zagreb)
Zagreb Landetaxen 84Euro plus ID plus 5h. warten plus 1 Stunde Inspektion!
Der Zollflughafen in Osjek war um 15.00 geschlossen also wichen wir nach
Zagreb (Hauptstadt Kroatien) aus. Nur kurzer Zwischenstopp um zu verzollen,
dachten wir. Aber nein! Hier begann das Abenteuer mit der Grenzpolizei!
Leider stellte eine Beamte am Zoll fest, dass die ID von Sam ungültig
war. Die wurde vor drei Jahren als gestohlen gemeldet! Fünf Stunden
warten in unterkühlten Räumlichkeiten. Telefonate mit Interpol,
Schweizer Botschaft, Polizei ...
Unser Lichtpunkt war ein älterer Herr (Handlingagent) welcher uns
Trost verschaffte mit seiner gutmütigen Art und einem Glas Slivovic.
Die übrigen Zollbeamten schienen sich beinahe zu amüsieren über
unser Unglück. Entschieden sich mehrmals um ob wir jetzt gehen dürfen
oder nicht, wollten uns zurück schicken nach Slowenien ohne ID weil
sie diese ja in Beschlag nahmen. Bis wir endlich definitiv Bescheid erhielten,
dass Sam bei den auszuschaffenden Asylsuchenden, in einem Raum auf einem
verlotterten Stuhl die Nacht verbringen muss. Fluglizenz, Führerschein,
gemailter gültiger Pass, Foto auf ID die genau wie ich aussah brachte
alles nichts!
Ich stieg in den Zug um die 3 stündige Reise nach Vrbiza alleine
anzutreten. (Hochzeit in Vrbiza von Kollegen am 4.8.12).
Am Bahnhof angelangt erhielt ich ein Telefon von Sam dass er nun erstaunlicherweise
doch für zwei Tage nach Kroatien einreisen darf um die Hochzeit zu
besuchen. Die ID nahmen sie ihm weg und schrieben einen Bericht anstelle
dessen, welchen er als Ausweis benutzen konnte für diese zwei Tage.
Die Nacht verbrachten wir in einer 3 Sterneunterkunft neben dem Bahnhof
Zagreb. Flug nach Vrbiza erst am kommenden Morgen, da es nun bereits zu
dunkel war um zu fliegen. Sehr empfehlenswert 70 € Pro Nacht und
sehr freundliches Personal. Das Nachtleben in den Strassen von Zagreb
war sehr lebendig. Dutzende Kaffees, Musiker und Künstler. Zagreb
muss man erlebt haben!
4. bis 6.8.12: LDZA-LDOV (Zagreb-Vinkovci)
Vinkovci Landetaxen und 3 Tage Hangar GRATIS! Gibt KEIN Benzin!
Möglichst früh los, um nicht zu spät an die Hochzeit zu
kommen!
Denkste!
"Inspection! Where is your airplane?" Der Inspektor machte uns
sofort klar, dass wir gegroundet würden, sollte das kleinste Detail
nicht stimmen.
Knapp eine Stunde ging die Inspektion der Papiere, weight and balance,
Checklisten, wo ist der ELT? Wo die Taschenlampe? Routenplanung? Minimum
equipment List (sind wir ein airliner?) ... alles war perfekt. Uff!
Der Flughafenchef des Grasplatzes Vinkovci war erfreut, wieder einmal
ein Flugzeug zu sehen und hangarierte unseren Flieger drei Tage lang gratis.
Landetaxe? Nichts! Wir dürfen ihm freiwillig was geben für die
Unterstützung des regionalen Flugvereins, wenn wir wollen. Am Ende
unseres Aufenthaltes hinterlassen wir ihm normal übliche Landetaxen.
In Vinkovci nahmen wir uns ein Hotel. Schönes, sehr günstiges
Städtchen. Viel zu heiss, kein Meer. Coole kroatische Hochzeit unseres
Freundes.
6.8.12 LDOV-LOAN (Flug von Vinkovci nach Wien)
Wiener Neustadt äusserst freundlich, hat MOGAS!! sehr günstig!
Landetaxen etwa normal ca. 30Euro
Eigentlich wollten wir nicht nach Wien sondern nach Sarajevo. Doch leider
wollte in Kroatien niemand einen neuen Pass für Sam ausstellen. Auch
die Schweizer Botschaft in Zagreb machte dies nicht. Das verflixte dabei
war jedoch, dass wir von einem Zollflughafen starten sollten um auszureisen,
uns aber als Schwerverbrecher nur die Reise in die Schweiz gewährt
würde.
Wir riskierten die Ausreise über den kleinen Grasplatz Vinkovci und
wählten eine schnurgerade Strecke direkt nach Wien.
Als wir jedoch bereits über Ungarn flogen, funkte uns Info an, sie
hätten uns leider eine schlechte Nachricht: "Kehren Sie sofort
um und landen Sie in Osijek (Kroatien)! Sie dürfen das Land nicht
verlassen ohne Zollkontrolle!"
Sam schilderte ihm die Situation möglichst genau. "Stand by,
will call you back!" kam die kurze Antwort. Wir hörten nichts
mehr von ihm, obwohl wir auf der Frequenz blieben. Mit Kurs Direct to
Wiener Neustadt bei 31kt crosswind auf 6500ft, landeten wir dann, ohne
Wind, tankten Mogas, gingen ins Land ohne dass die Grenzpolizei überhaupt
irgendeinen Ausweis sehen wollte. Innerhalb von 50 min. war der Pass erstellt.
Uff, was für ein anständiges Gefühl als anständiger
Bürger! ;-)
Gegenüber der Botschaft nahmen wir uns ein Zimmer ... nun gleich
im 5 Sterne Grand Hotel Wien!
7.8.12 LOAN-LQSA (Wien nach Sarajevo)
Sarajevo hinter Easyjet gelandet...äusserst freundlich, Landetaxe
32Euro!)
Es war ein ruhiger Flug nach Sarajevo dauerte etwa 1.45 Std.
Über 35Grad heiss!
Unser Taxifahrer war sehr nett, erzählte während der Fahrt
alles über Sarajevo und den Krieg, begleitete uns ins Dorf und empfahl
uns die teuersten Lokale und Hotels. Der Preis der Fahrt betrug etwa 20
€, was relativ viel ist, bemerkten wir auf der Rückreise denn
da kostete die Fahrt 10€.
Sarajevo ist mittlerweile wieder sehr gut hergerichtet in orientalischem
Touch. Es hat uns sehr gefallen.
In einigen Regionen sieht man noch vom Krieg zerfallene Häuser und
viele Einschusslöcher.


Zerfallenes Haus und Haus mit Einschusslöchern.
Mitten in Sarajevos steht eine grosse Moschee, welche wir natürlich
besuchten. Da Frauen jedoch nur verhüllt Zutritt erlangten, kaufte
ich mir ein Kopftuch und besuchte die Moschee in langer Kleidung bei 35
Grad. Als der Muezzin zum Gebet aufrief, war ich inmitten dutzender Musliminnen
zusammengedrängt auf engem Raum. Da war ich natürlich sofort
dabei und machte den andern die Verneigungen, das Knien und Aufstehen
etc. alles nach. Das Gebet zu Ramadan dauerte etwa 15 Minuten. Dies war
eine sehr spezielle Erfahrung!
Sam wartete draussen und konnte seinen Augen kaum trauen, als er mich
inmitten all der Frauen synchron niederknien und beten sah.

Wir übernachteten in zwei verschiedenen Jugendherbergen. Gemütlich
und sauber. Hostel Divan war das eine, mitten in der Stadt. Eine Rundfahrt
mit einem beliebigen Tram und Besuch im Museum lohnte sich ebenfalls.


10.8.12 LQSA-LDDU (Sarajevo nach Dubrovnik)
"request to turn right after takeoff over the city to take pictures!"
Absolut kein Problem... eindrücklich, nahe über der Stadt zu
fliegen... leider war es aber dunstig und nicht viele Bilder sind gut
gekommen.

Nahe über der Stadt nach Takeoff
Der Flug war sehr turbulent über den Bergen. Wir beobachteten 4
Waldbrände. Ich überlegte kurz, wenigstens meine Flasche Wasser
zum Fenster rauszuleeren...denn niemand schien sich darum zu kümmern.
Ein Schlückchen auf den heissen Vulkan oder wie schon wieder? Später
in der Schweiz lasen wir in der Zeitung über die Waldbrände.
In Dubrovnik wurden wir angewiesen, bis overhead runway auf 5000ft zu
bleiben aufgrund Linienverkehr. Mit der aerodynamisch perfekten Virus
von 5000ft auf Meereshöhe in kurzer Zeit zu schaffen, gelingt nur
mit den Speedbrakes (zum Glück haben wir diese mitbestellt!)...und
wie perfekt es funktioniert!! Flaps unbedingt auf Minus- oder 0Grad Stellung
lassen, um kein Speedproblem zu bekommen, Speedbrakes voll raus und mit
100kt. 2500ft/min runter. Dann aber das nächste Problem:
"Cleared to land runway 30, Wind 30degrees, 17knots gusts 21knots".
Also genau 90Grad Crosswind mit unserer kleinen leichten Virus, knapp
über der max demonstrated x-wind Komponente.
Ohne Speedbrakes und ohne Flaps im Short Final setzen wir zur Landung
auf dem linken Hauptrad an, jederzeit bereit zum Go-around ... es wurde
erstaunlicherweise die auf der gesamten Reise schönste Landung. Lange
Zeit nur auf dem linken Rad aber sehr sanft. Sam freut sich sehr...hat
sich wohl das Wasserflugtraining in USA gelohnt, bei dem er bestimmt über
eine Stunde trainiert hatte, nur ein Float im Wasser zu halten mit gekreuzten
Rudern und so abzuheben und zu landen.
Bei 38Grad Lufttemperatur besuchten wir die Altstadt. Diese ist etwa 30
Min. vom Flughafen entfernt und eine unglaubliche Touristenattraktion.
Das Städtchen wäre wirklich sehenswert, wenn nur einige hunderttausend
Touristen weniger den Scharm bewundern wollten.

Dubrovnik beim Überflug
Nach 2 Stunden hatten wir genug von dieser Menschenmasse und machten
uns in der Mordshitze auf den Weg zurück zum Flughafen.
Viel zu heiss!
Fazit: Dubrovnik fand ich nicht empfehlenswert. Landetaxe ca. 35Euro,
viel zu viele Touristen...es gibt viel schöneres!
10.8.12 LDDU-LDLO (Dubrovnik auf die Insel Losinj)
Landetaxe ca. 28Euro eher teuer, aber lohnenswert!
Wir wählten statt der Adriaroute tief unten lieber DIRECT LOSINJ,
auf 8500ft durch alle CTR's und TMA's durch!
Ich hatte genug von Turbulenzen und Hitze...dort oben war es absolut ruhig
und kühl.
Die Durchflüge waren alle absolut kein Problem auf dieser Höhe.
Nicht mal Frequenzwechsel war zum Teil nötig. Alles wurde direkt
von der Infofrequenz erledigt.
Ein kleiner Flugplatz auf der grünen Mali Losinj bereitete uns Freude.
Mit dem Flughafenauto wurden wir in die Stadt gefahren.

Mali Losinj
Die Insel Losinj wird als Gesundheits- und Erholungsinsel bezeichnet,
was wir voll und ganz bestätigen können. Unsere Haut roch über
die 5 Tage stets nach Pinien und die Luft nach Lavendel und Fenchel. Tausend
Wanderwege führten uns zu den schönsten und einsamsten Plätzen.
Die Badestrände waren felsig und sauber.
Mit einer gemieteten Vespa erkundeten wir die ganze Insel. Man kann auch
Velos mieten, Tauch- oder Bootskurse absolvieren, fischen oder am FKK
Strand sich frei fühlen. Alles was das Gemüt begehrt.


Schöne Wanderungen, einsame Ecken

12.8.12 Kurzer Ausflug nach Unije (LDPN)
Die Nebeninsel Unije bewirtschaftet einen kleinen erdigen Flugplatz (Ackerpiste,
nur für stabiles Fahrwerk). Unje hat ein kleines Dorf und wenig Bäume
- nur Steppenlandschaft. Es ist eine schöne Insel, wenn man es so
einsam mag. Frische Feigen von den Bäumen gepflückt versüssten
unsere Wanderung.

Unje Graspiste

Die Insel Unje

15.8.12 Rückflug in die Schweiz
Ich habe die ganzen 3 Stunden durchgeschlafen.
Wieder VFR on top über die Alpen auf den IFR Levels FL100, FL110,
und später FL120...und dies wieder in Italien im Luftraum A. "I
have to stay above FL100 due to clouds" macht in Italien alles möglich.
Nur eine kurze Frage, ob wir IFR joinen möchten war noch zu verneinen
und halt die Tatsache akzeptieren, dass wir sehr genau auf den IFR-Levels
zu cruisen hatten.


"VFR" on top...bei einem Motorausfall würde es wohl etwas
holprig durch diese konvektiven Wolken...mit der Topo- und Terraindarstellung
auch blind ins Tal unter die Wolken finden statt in IMC an Bergspitzen
zerschellen...der nächste Flugplatz ist stets in Gleitdistanz...(zum
Glück nur vorbereitende Gedanken und kein Grund zu Taten)

Zurück in der wunderschönen Schweiz:

Es war eine wunderschöne Reise! Am freundlichsten und hilfsbereitesten
war eindeutig immer das Flughafenpersonal!
Anmerkung von Sam:
- Es war eine der allerschönsten Reisen meines Lebens!
- Mit einem genialen Flugzeug! (125kt durchschnittliche Speed bei knapp
18l. Verbrauch)
- Da wir alle 2-3 Tage weiterreisten, war die Zeit ausgedehnt wie als
ich ein kleines Kind war...die zwei Wochen waren drei Monate!
- Und vor allem andern: Mit der perfekten Partnerin!
- Danach nur noch Dankbarkeit, Erholung und Lebensfreude! Nachmachen
bitte, es lohnt sich!
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